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Blauer Panther

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Interview: Katrin Müller-Hohenstein und Tobias Krell

„Live passiert jedes Mal etwas Unvorhergesehenes“

Das Moderationsduo Katrin Müller-Hohenstein und Tobias Krell präsentiert zum zweiten Mal die Preisverleihung des „Blauer Panther – TV & Streaming Award“ – und freut sich auf Teamwork, tolle Produktionen und preiswürdige Überraschungen.

Auch dieses Jahr wieder live vor der Panther-Kamera: Katrin Müller-Hohenstein und Tobias Krell führen am 25. Oktober 2023 zum zweiten Mal durch die Award Show (c) Medien.Bayern – Ralf Wilschewski

Die Freude ist riesig, als Katrin Müller-Hohenstein und Tobi Krell sich im Video-Chat wiedersehen. Die Radio- und Sportmoderatorin sitzt standesgemäß vor einem Kunstdruck der Münchner Allianz Arena und hinter dem KiKA-Star lässt ein proppenvolles Bücher- und Filmregal die Neugierde des Reporters erahnen. Als „KMH“ und „Checker Tobi“ haben die beiden sich jeweils einen Namen in der Medienwelt gemacht. Für den Blauen Panther stehen sie nun zum zweiten Mal als Duo auf der Bühne und präsentieren am 25. Oktober erneut die Award Show aus der BMW Welt in München.

Wenn Sie auf den Blauen Panther 2022 zurückblicken: Welche Momente aus der Award Show sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Katrin Müller-Hohenstein: Ich denke tatsächlich als erstes an den zauberhaften Kollegen Tobi Krell. Wir kannten uns vorher nicht – ich wusste, wer er ist, aber oft ist es ja so, dass das, was man sich so vorstellt, mit dem, was man dann antrifft, nicht zu 100 Prozent übereinstimmt. Und ich muss sagen, es hat von der ersten Sekunde an einen solchen Spaß gemacht, mit ihm zu arbeiten. Eine Doppelmoderation ist ja wirklich die große Kunst: Du musst dich abstimmen, du solltest dir nicht gegenseitig ins Wort fallen. Man muss sich selbst auch mal zurücknehmen können. Es gibt ja auch Kolleginnen und Kollegen, die neben sich niemanden erlauben. Das war bei ihm total anders, und das hat mir extrem gut gefallen.

Tobias Krell: Das Kompliment muss ich natürlich zurückgeben. Für mich war das die erste Moderation dieser Art und dementsprechend wirklich eine große Nummer. Da war ich froh, dass wir uns von Anfang an so gut verstanden haben, und dass in den ersten Besprechungen bis hin zu den Proben so eine Lockerheit herrschte. Katrin hat mir viel Nervosität genommen, das wusste ich total zu schätzen. Es hat mir einfach sehr viel Freude gemacht, gemeinsam durch diese Veranstaltung zu führen.

Daneben denke ich sehr gerne an die Vielfalt der Auszeichnungen zurück. Wer den Blauen Panther gewinnt, ist immer wieder eine Überraschung, und das mag ich sehr. Ich fand es toll, dass zu jedem Film und zu jeder Sendung die Verantwortlichen persönlich da waren. Der Blaue Panther ist ein wunderbarer Rahmen, tolle Film-, Fernseh- und Medienproduktionen zu feiern und das sind Dinge, die ich sehr liebe.

 

Was ist für Sie das Besondere an Live-Events wie dem Blauen Panther – gibt es Momente, vor denen Ihnen auch mit Ihrer Erfahrung noch bange ist, oder die Sie besonders genießen?

Müller-Hohenstein: Da muss ich Sie leider sehr enttäuschen (lacht): Es ist tatsächlich so, dass ich das jetzt schon so viele Jahre mache, dass ich jede Situation eigentlich schon mal erlebt habe. Live kann mich überhaupt nichts mehr schocken. Was soll denn passieren? Mit der nötigen Erfahrung hat man immer eine gedankliche Schublade, die man aufziehen kann, in der eine Lösung liegt. Ich mag live fast lieber, weil ich weiß: Dann gilt es. Wenn man im Radio zum Beispiel etwas vorproduziert, dann weiß man, man hat möglicherweise fünf, acht oder sogar zehn verschiedene Chancen, das nochmal zu wiederholen. Ich glaube, dass ich live sofort eine ganz andere Präsenz habe, als wenn es voraufgezeichnet ist.

Krell: Ich habe diese Live-Situation meistens ohne Kameras. Ich mache sehr viel auf Bühnen, und auch da passiert jedes Mal irgendwas Unvorhergesehenes, aber genau das liebe ich daran. Ich versuche in dem Fall einfach mit der Situation umzugehen und sie irgendwie ins Positive zu ziehen. Dieser ganze Apparat, der an einer Live-Fernsehproduktion hängt, ist für mich aber eher neu. Als Reporter kann ich Interviews auch zwei-, dreimal führen und mit der Kamera auflösen. Das gibt es natürlich im Live-Fall nicht und ich muss sagen, das macht mir besonders viel Spaß. Die Abwechslung ist das, was ich sehr reizvoll finde.

Müller-Hohenstein: Uns ist natürlich bewusst, was da auf dem Spiel steht. Es ist eine riesige Veranstaltung, an der so viele mitarbeiten, und wenn wir das in die Grütze fahren, wäre das für alle Beteiligten nicht so schön. Die Verantwortung ist sehr groß und das ist mir auch bewusst, aber es haut mich nicht mehr um.

Katrin Müller-Hohenstein lässt sich bei Live-Auftritten durch nichts aus der Ruhe bringen: „Ich glaube, dass ich live sofort eine ganz andere Präsenz habe, als wenn es voraufgezeichnet ist.“ (c) Conny Stein
 

Oft ergeben sich ja auch positive Überraschungsmomente und die sind gerade bei einer Preisverleihung etwas Besonderes und Emotionales. Wie bereiten Sie sich auf eine solche Moderation vor?

Krell: In der Vorbereitung freue ich mich am meisten darauf, all die nominierten und auszuzeichnenden Produktionen zu sichten. Viele kenne ich schon, von vielen Dingen bin ich ohnehin schon Fan, ohne jetzt zu viel sagen zu wollen. Aber ich freue mich darauf, zu sehen, wie groß die Bandbreite ist und mich in diese ganzen Produktionen reinzufinden. Das machen wir natürlich erst mal jeder für sich, außer du planst Public Viewings, Katrin? (lacht).

Müller-Hohenstein: Du brauchst natürlich diese Grundlage. Du willst wissen: Worüber sprichst du? Deswegen guckst du dir das an, da sind unglaubliche Perlen dabei. Ich saß im letzten Jahr teilweise wirklich mit offenem Mund da, weil da Schätze liefen, die vorher an mir vorbeigegangen waren.

Krell: Danach fangen wir an, über die Veranstaltung an sich zu sprechen. Da gibt es zahlreiche Absprachen, an denen viele andere Leute beteiligt sind, die sich mit den Abläufen und mit den Drehbüchern beschäftigen und ab da ist es dann eine gemeinsame Vorbereitung.

Müller-Hohenstein: Ich würde schon sagen, dass es sehr, sehr viel Teamarbeit ist. Ich bin generell ein Teamplayer, ich arbeite sehr gerne in größeren Gruppen. Das macht einfach total Spaß.

Krell: Vor allem an dem Punkt, wo wir dann wirklich über Moderationen sprechen und uns selbst einbringen. Wie teilt man sich auf? Bringt jemand noch eine persönliche Geschichte mit, die sich eignet? Das ist der Teil, wo es richtig nett wird.

Müller-Hohenstein: Und dann gibt es den Moment, an dem alles fertig ist, und wir sehen: Oh, das ist jetzt ungefähr eine dreiviertel Stunde zu lang, was nehmen wir denn jetzt wieder raus? Das war letztes Jahr wirklich dramatisch. Wir hatten so viele tolle Ideen und dann heißt es „Kill your darlings“.

 

Die Sendung „Checker Tobi” feiert im September 2023 ihr zehnjähriges TV-Jubiläum – die Inhalte sind aber nicht nur linear, sondern auch in der ARD-Mediathek und auf YouTube abrufbar. Das Sonntagsfrühstück, das Frau Müller-Hohenstein auf Antenne Bayern moderiert, ist auch nachträglich online als Podcast abrufbar: Wie wichtig ist es heutzutage, Inhalte für verschiedene Kanäle aufzubereiten?

Krell: Ich finde es wichtig, dass man mit den Inhalten und Programmen da ist, wo Leute sie gucken wollen. Ich finde auch nicht, dass das eine das andere ausschließt, sondern, dass das eine ganz wunderbare Erweiterung ist. Natürlich muss und wird es weiterhin lineares Fernsehen geben, auch Live-Momente, die im Fernsehen einfach funktionieren. Aber bei der Checker-Sendung wäre es zum Beispiel total verschenkt, die Kinder mit den Inhalten nicht da abzuholen, wo sie eh sind – nämlich bei YouTube, in der ARD-Mediathek oder über die KiKa-Player App. Bei YouTube haben manche unserer Videos 15 Millionen Aufrufe. Gerade Kinder gucken manches immer und immer wieder. Dass wir deshalb auch Sachen explizit nur für Online produzieren, die gar nicht erst im Linearen angeboten werden, ist eine logische Konsequenz. Rezeptionsgewohnheiten verändern sich und man ist besser beraten, da mitzudenken und mitzugestalten.

Müller-Hohenstein: Das hat natürlich auch etwas mit veränderten Lebensrealitäten zu tun. Manchmal bin ich sehr viel zu Hause, dann wieder sehr viel unterwegs. Da genieße ich es total, wenn ich auch auf Podcasts zurückgreifen kann und nicht ausschließlich auf das Radio – das eben mittlerweile auch darauf reagiert, dass mehr Podcasts gehört werden. Ich habe eigenartige Arbeitszeiten, daher streame ich sehr viel und bin in den Mediatheken unterwegs. Ich gucke kaum noch etwas live, es sei denn, es ist etwas, wo der Live-Charakter tatsächlich eine entscheidende Rolle spielt. Ein Fußballspiel würde ich zum Beispiel niemals als Aufzeichnung angucken. Das geht um 20:45 Uhr los und dann sitze ich da auch. Aber die meisten Sachen gehen auch gut zeitversetzt.

Tobias Krell aka „Checker Tobi“ ist sowohl im Kino als auch in digitalen Formaten zuhause: „Ich finde es wichtig, dass man mit den Inhalten und Programmen da ist, wo Leute sie gucken wollen.“ (c) Jennifer Fey
 

Herr Krell, Bayern ist Ihre Wahlheimat und Frau Müller-Hohenstein, Sie sind hier verwurzelt: Welche Vorteile bietet der Standort für Medienschaffende? Kann München als Medienstandort ein Sprungbrett in die Branche sein?

Müller-Hohenstein: Als ich damals bei Antenne Bayern angefangen habe, waren wir eine der ersten Stationen in Deutschland, die landesweit gesendet hat. Wir waren da sehr früh dran. Heute ist der Medienstandort München hervorragend aufgestellt und ich muss jedes Mal lachen, wenn ich bei Antenne Bayern aus dem Haus gehe und gegenüber DAZN und Sky sehe und ich muss immer bis nach Mainz fahren, um beim ZDF zu arbeiten. Auch während der Fußball WM wurde direkt gegenüber gesendet, aber es war eben nicht meine Sendung. Für große Produktionen muss ich entweder nach Köln, Hamburg oder Berlin reisen. Das ist ein Zeichen dafür, dass in München in Sachen Shows wieder ein bisschen mehr passieren könnte. Aber was den Rundfunk betrifft, was TV-Produktionen betrifft, sind wir hier gut aufgestellt.

Krell: Das würde ich so bestätigen. Wir haben hier den BR und auch das öffentlich-rechtliche ZDF. Und in Richtung junge Nachwuchs-Medienschaffende geguckt: Ich finde, dass mit den Angeboten PULS vom BR und funk ein Haufen spannender junger Formate aus München kommt. Mit dem FilmFernsehFonds Bayern gibt es außerdem eine der wichtigsten Filmförderungen Deutschlands. Bayern ist auch ein großer Kino- und Filmstandort, hier passiert viel und es gibt viele tolle Kinoproduktionsfirmen. Mit dem FILMFEST MÜNCHEN hat München außerdem eines der spannendsten deutschen Filmfeste. Die Berlinale bleibt natürlich das größte Publikumsfestival, aber im Sommer ist für deutsche Produktionen am FILMFEST MÜNCHEN kein Vorbeikommen.

 

Haben Sie als Medienprofis aktuelle Favoriten oder Empfehlungen für uns, um die Zeit bis zum Blauen Panther zu überbrücken?

Müller-Hohenstein: Momentan gibt es eine ganz herausragende Produktion in der ZDF-Mediathek: „Der Schatten“ – das Buch von Melanie Raabe ist sagenhaft gut verfilmt worden. Das habe ich in einem weggeschaut.

Krell: Ich bewege mich viel in den ARD- und ZDF-Mediatheken, da gibt es immer was zu entdecken. Aktuell kann man zum Beispiel die herrliche Politsatire „Curveball“ in der ARD-Mediathek sehen. Beim ZDF finde ich „Doppelhaushälfte“ fantastisch!