Hintergrund: „Joko & Klaas gegen ProSieben“
Joko & Klaas gegen ProSieben: Frechheit siegt (meistens)!
In „Joko & Klaas gegen ProSieben“ geht es um mehr als launiges Quatschfernsehen. Ihre 15 Minuten Sendezeit haben die Entertainer immer wieder dazu genutzt, Schlaglichter auf soziale Missstände zu werfen.
Wenn die Unterhaltungsprofis Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf gegen ihren Haussender antreten, fiebert ein Millionenpublikum mit. Seit 2019 bringt der kurzweilige Wettstreit „Joko & Klaas gegen ProSieben“ Laune und Quote. „Unterhaltungsanarchie @ its best“, befand die Blauer Panther-Jury.
Preiswürdige Unterhaltungsanarchie
Sich einen Donut in die Stirn spritzen oder von einem Thai-Boxer verkloppen lassen? Geht klar. Mund zunähen? Mit sechs Stichen, ohne Betäubung? Logo. Und die Aktion Haifütterung sah ebenfalls verdammt schmerzhaft aus. Wenn es um Unterhaltung geht, sind die beiden preisgekrönten Entertainer Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf (unter anderem „Joko gegen Klaas – das Duell um die Welt“) schmerzfrei: Im Laufe ihrer rund 16-jährigen Karriere haben sie bereits einiges über sich ergehen lassen – und den Gästen ihrer Shows ebenfalls diverse Horrormomente zugemutet. In „Joko & Klaas gegen ProSieben“ geht es jedoch um mehr als launiges Quatschfernsehen. „Unterhaltungsanarchie @ it‘s best“, befand die Blauer Panther-Jury, die Winterscheidts und Heufer-Umlaufs Produktionsfirma Florida Entertainment in der Kategorie Entertainment für den Publikumspreis „Beliebteste Unterhaltungssendung“ nominierte.
Als Freigeister werden die beiden bereits seit ihren Anfängen im Musik-TV bezeichnet. „Mit dem Zweiten heult man besser“, titelte der Spiegel 2011 über die „Kombination aus anarchischen Spätpubertierenden und wohlerzogenen Jungpädagogen“, da hatten sich die beiden in der MTV-Show „MTV Home“ (2009 -11) bereits als Helden des hintersinnigen Spaß-TVs profiliert, mit schrägen Challenges wie „Aushalten“ die eigene Schmerztoleranz sowie die Lachmuskeln ihrer Fan-Gemeinde ausgereizt und sollten mit „neoParadise“ (und jeder Menge Pupsspray) das öffentlich-rechtliche TV aufscheuchen. Die beiden seien die „letzten Anarchisten im deutschen Fernsehen“, so die Jury des Grimme-Preises. Mit dem renommierten Award war das Duo 2014 für ihr ProSieben-Debüt „Circus HalliGalli“ ausgezeichnet worden. Die Welt schrieb über den Mix aus Late-Night-Show, Live-Auftritten und allerlei Schabernack „Anarchie in glamouröser Kulisse“.
Wer unterhalten will, muss leiden
Seit 2019 bringt der kurzweilige Wettstreit „Joko & Klaas gegen ProSieben“ Laune und Quote. Das Konzept ist ebenso simpel wie unterhaltsam: Winterscheidt und Heufer-Umlauf messen in mehreren Wettkämpfen mit einem ProSieben-Team Grips und Kräfte. Sowohl Widersacher als auch die Art der Spiele bestimmt dabei ihr Arbeitgeber. Mehr noch, während die beiden in jeder Runde antreten müssen, kann ProSieben sein Team, bestehend aus wechselnden mehr oder weniger prominenten Zeitgenossen, munter neu zusammenstellen. Klingt fies? Ist es auch, aber immerhin geht es um einen lukrativen Gewinn: Bleiben die Unterhaltungsprofis im Showdown siegreich, bekommen sie am Folgetag 15 Minuten Live-Sendezeit. „Joko & Klaas LIVE“ gibt ihnen zur Primetime völlig freie Hand, der Sender hat keinen Einfluss, vor Beginn jeder Live-Show flimmert ein lakonisches „Hoffen wir das Beste“ über den Bildschirm. Verliert das Duo hingegen, muss es eine Strafe über sich ergehen lassen. Dabei ist der Sender nicht zimperlich: Kochen für die 2.500-köpfige-ProSieben-Crew, Moderieren von Wettervorhersagen und Klatsch-Sendungen, die Krönung von Charles III. live im Fernsehen kommentieren – alles dabei gewesen. Schadenfreude und Fremdscham? Ausdrücklich erlaubt. Seit sechs Staffeln wetteifern die beiden Moderatoren mit ihrem Arbeitgeber. Aktueller Spielstand: „Ein ausgeglichenes Ding, beide Parteien gingen regelmäßig als Sieger hervor“, sagt der Privatsender.
Quatschfernsehen mit Hintersinn
Ihre 15 Minuten haben die Entertainer immer wieder dazu genutzt, Schlaglichter auf soziale Missstände und Krisenherde zu werfen. Viel Zuspruch bekam 2021 die Aktion „Nicht selbstverständlich“ über den Pflegenotstand, die den Alltag von überlasteten Pflegekräften zeigte und für die ProSieben reichlich Extra-Sendezeit spendierte. Die siebenstündige Dokumentation erhielt den Deutschen Fernsehpreis. Ebenfalls Schlagzeilen machten der Flüchtlingslager-Beitrag „A Short Story of Moria“ und „Männerwelten“ über Sexismus und sexualisierte Gewalt. Durch die fiktive Ausstellung führte Sophie Passmann. 2022 schalteten Joko und Klaas mitten hinein in den Ukraine Krieg nach Charkiw, in den Probenraum der Folkband Band Selo i Ludy. Im selben Jahr stellten die Moderatoren ihre persönlichen Instagram-Accounts mit zusammen fast zwei Millionen Followern zwei Bürgerrechts-Aktivistinnen aus dem Iran zur Verfügung – „für immer“.
Ob launig, albern oder bitterernst, meist erweisen sich die Live-Aktionen von Joko und Klaas als Volltreffer. Nur einmal zog das Publikum nicht mit: „0,0 Prozent“ sollte mit der „Anti-Unterhaltung“ möglichst viele zum Wegschalten bewegen, vor weißem Hintergrund standen beide wortlos in einer Schlange an, im Laufband wurde das Programm der Konkurrenz beworben, dazu nervte Synthesizer-Monotonie. Das Publikum sah trotzdem hin, Einschaltquote respektable 13,7 Prozent. Wohl deshalb ging das Duo beim nächsten Mal auf Nummer sicher, zog den Stecker und legte den gesamten Sendebetrieb kurzzeitig lahm. „Joko & Klaas gegen ProSieben“ ist seit langem ein Garant für großartige Überraschungen, so die Blauer Panther-Jury. Drücken wir die Daumen, dass die beiden noch lange so kreativ – und schmerzfrei – bleiben.