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Blauer Panther

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Hintergrund: „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“

Dauerbrenner Dschungelcamp: Lineares Erfolgs-Entertainment seit fast zwei Jahrzehnten

Das Dschungelcamp hat schon fast einen Kultstatus: Alle Jahre wieder begeben sich zehn bis zwölf Prominente in den Dschungel und sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

 
Das legendäre Moderator:innen-Duo: Sonja Zietlow und Jan Köppen führtenmit Augenzwinkern durch die Show. (c) RTL+

Ein Kamerateam, ein Camp im australischen Dschungel und zehn bis zwölf Prominente: Viel mehr braucht es nicht, um für Gesprächsstoff und Einschaltquoten zu sorgen. Das Dschungelcamp ist ein Dauerbrenner im deutschen Reality-TV – und das schon seit fast zwei Jahrzehnten.

Anfangs gerne noch als „Ekel und Trash-TV-Reihe“ belächelt, hat sich das Dschungelcamp längst zum beliebtesten deutschen Reality-Format etabliert. Jedes Jahr aufs Neue herrscht im Januar für zwei Wochen Ausnahmezustand und eine ganze Nation wärmt sich am Fernseh-Lagerfeuer, wenn es wieder heißt: „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ Nicht nur in den Wohnzimmern wird das bunte Busch-Treiben gebannt verfolgt, auch hinter den Kulissen spielt es eine wichtige Rolle: In Zeiten von Streaming setzt die Einschaltquote im linearen Fernsehen mehr als je zuvor den Maßstab für eine gelungene Reality-Produktion. Dementsprechend dient der Quoten-Krösus IBES vielen anderen Produktionen als Vorbild für erfolgreiches Entertainment-TV.

Auch die Jury des Blauen Panthers 2023 ist von den konzeptionellen Besonderheiten gegenüber vergleichbaren Formaten beeindruckt, so dass sie „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ als „Beliebteste Unterhaltungssendung“ für den Publikumspreis in der Kategorie Entertainment nominiert.

Die amtierende Dschungelkönigin Djamila Rowe. (c) RTL+

Entertainment auf vielen Ebenen

So einfach das Konzept, so vielschichtig die Erzählebenen: Im weitesten Sinne inspiriert von der Grundidee des friedlichen Zusammenlebens der 68er-Bewegung, findet sich eine Gruppe mehr oder minder bekannter Persönlichkeiten auf einer Lichtung inmitten der australischen Flora zusammen, um sich zwei Wochen lang von deren Fauna zu ernähren und sogenannte Ekelprüfungen zu bestreiten. „Streiten“ ist hierbei das Stichwort, denn friedlich geht es bei dieser Version des Kommunen-Lebens nur selten zu – umso unterhaltsamer für das Publikum.

Der Zeitverschiebung sei Dank, darf sich dieses noch am gleichen Abend über eine geschickt geschnittene Zusammenfassung der jeweiligen Tageshighlights freuen. Die Kombination aus strengen Camp-Vorschriften und einer bunt gemischten Auswahl an Kandidat:innen erzeugt dabei so viele Erzählebenen, wie sie laut der Jury kaum ein anderes Format im deutschen Fernsehen bietet: „Live-Show, Reality-Drama, Spielshow, Adventure, Comedy, Boulevard und Sozial-Experiment unter außergewöhnlichen Bedingungen.” Diese Genre-Mischung hat sich als Geheimzutat des Erfolgsrezeptes von IBES bewährt. Schon seit rund zwei Jahrzehnten wird das Format danach gekocht – mit nahezu unverändertem Konzept und zwar nicht nur in Deutschland.

Kultur-Karneval statt Survival-Trip

Unter dem Titel „I’m A Celebrity … Get Me Out Of Here!“ schickt der britische Fernsehsender ITV erstmals 2002 eine Horde Celebrities in den Busch. Das Ergebnis: Erfolgs-Entertainment, das eine ganze Nation vor den Fernsehern bannt und RTL dazu bewegt, nur zwei Jahre später eine deutsche Adaption des britischen Vorbilds in das Programm aufzunehmen. Insgesamt zwölf Länder haben sich über die Jahre an eine Interpretation des Konzepts gewagt. Besonders hartnäckig hält es sich, neben dem Mutterland Großbritannien, in Australien und Deutschland. Dort wird die Sendung noch immer jedes Jahr ausgestrahlt.

Das Regelwerk der jeweiligen Länderausgaben enthält kleine aber feine Unterschiede: Die deutschen Kandidat:innen stehen unter strenger Beobachtung, was Koffein-, Tabakkonsum und Schminkprodukte angeht. Je nachdem, wie sehr sie sich zum Affen machen, können sich die Brit:innen dagegen hin und wieder Luxusprämien dazuverdienen. Am meisten unterscheiden sich aber die Persönlichkeiten, die im Dschungel für Skandale sorgen: In England verschlägt es regelmäßig aktive Politiker:innen in den Busch. Dabei zuzusehen, wie Minister:innen auf einer Pritsche nächtigen und Känguruhoden über dem Lagerfeuer brutzeln, ist für die deutsche Schamgrenze, bis auf Ausnahmefälle wie beim Bundesminister a.D. Günther Krause, meistens dann doch ein wenig zu gewagt. Hier amüsiert man sich lieber über Promis aus Film und Fernsehen, um voyeuristische Bedürfnisse zu stillen.

Dschungelkönig der Herzen: Dr. Bob begleitet die Kandidat:innen seit der ersten Sendung durch Ekelprüfungen und Ungeziefer. (c) RTL+

Ikonisch ironisch: Dr. Bob und die Moderation

Einer hat im Nu die Herzen beider Nationen erobert: Was wäre das Dschungelcamp nur ohne den legendären Bob McCarron, alias Dr. Bob, der den Kandidat:innen seit jeher mit Rat und Tat zur Seite steht. Dass der Australier eigentlich gar kein studierter Arzt ist, sondern lediglich eine Ausbildung zum Rettungssanitäter absolviert hat, tut wenig zur Sache. Der ehemalige Spezialeffektkünstler und Maskenbildner ist schon seit der Geburtsstunde der Show mit an Bord – wenn auch zu Beginn erst einmal hinter den Kulissen. Seit der ehemalige Profi-Boxer Nigel Ben jedoch in der ersten britischen Staffel von einer Python gebissen wurde, ist Dr. Bob auch vor der Kamera nicht mehr wegzudenken. Das IBES-Urgestein ist immer dann zur Stelle, wenn die Stars wieder zu einer Prüfung antreten – ein unumgänglicher Schritt, um dem Ziel, den amtierenden Dschungelkönig zu beerben, ein wenig näher zu kommen.

Bei dieser Mission durchleben die Kandidat:innen ein Wechselbad der Gefühle. Kein Wunder, dass es dabei immer wieder zu Seelenstriptease, Wutanfällen und berührenden Beichten kommt. Damit dem Publikum bei all den Höhen und Tiefen nicht das Lachen vergeht, gibt ein unverzichtbares Duo stets seinen Senf zum Geschehen: Seit Beginn der deutschen Ausgabe im Jahr 2004 moderiert Sonja Zietlow mit Augenzwinkern die Show – bis 2012 mit Dirk Bach, von 2013 bis 2022 mit Daniel Hartwich und seit 2022 mit Jan Köppen. Aus sicherer Entfernung zum Epizentrum der Ekelprüfungen, lässt das ungenierte Doppelpack kein noch so kleines Missgeschick unkommentiert und sorgt mit bissiger Ironie dafür, dass jedes Geschehnis zur skurrilen Situation wird.