TV & Streaming Tipps S01 E03
Hinfallen, aufstehen, Krone richten – und weitergehen!
Die Queens aus dem Wedding sind nach den turbulenten Ereignissen der ersten Staffel „Para – Wir sind King“ mit erhobenen Häuptern zurück, Androiden lassen in „Tender Hearts“ einsame Herzen höher schlagen, Bully Herbig fordert die Lachmuskeln seiner neuen Kandidat:innen in der vierten Runde von „LOL: Last One Laughing“ heraus und Frederick Lau stolpert in „Der weiße Kobold“ in einen absurden Kunstraub und damit mitten durch Wien. Auch nach dem viel zu schnell vergangenen Osterurlaub lässt die TV- und Streaminglandschaft kaum Langeweile aufkommen: die TV & Streaming Tipps im April.
Para – Wir sind King, Staffel 2
Erwachsenwerden ist kein Kinderspiel, das haben die vier Wahlschwestern Hajra, Jazz, Fanta und Rasaq schon in der ersten Staffel „Para – Wir sind King“ am eigenen Leibe erfahren müssen. Neben den ganz normalen Coming-of-Age-Dramen geht es bei den Freundinnen immer auch darum, sich ausreichend Gönnung zu verschaffen. Das funktioniert nicht ohne Kohle und geht deshalb immer wieder ordentlich schief: Die Anwaltstochter aus dem Grunewald, von der Hajra in der ersten Staffel eine Luxusuhr zum Verticken bekommen hat, wollte natürlich eine Gegenleistung dafür. Deshalb muss Hajra nun 100 Sozialstunden runterreißen und Rasaq ist gerade erst wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden. Doch alle vier rappeln sich mit erhobenen Häuptern wieder auf und spinnen ordentlich Zukunftspläne: Rasaq will mit Jazz zusammenziehen, die will professionelle Tänzerin werden, Fanta verliebt sich in eine Kollegin und Hajra macht aus ihrem neuen Job im Späti ungeahnt lukrative Events.
Das Märchen vom schnellen Geld und dem Erwachsensein gerät allerdings im Trubel der Realität natürlich wieder gehörig aus dem Fokus. Die vier Mädels mögen nicht mit dem goldenen Löffel im Mund geboren worden sein, aber viel wichtiger: mit dem Herzen am rechten Fleck und so erzählen das Autorinnenteam um Viktoria So Hee Alz und Regisseur Özgür Yildirim ebenso rasant, flirrend und herzzerreißend authentisch die Geschichte der vier Freundinnen weiter. Das Herz inmitten all der Stolpersteine und zwischenzeitlichen Allüren sind die vier Darstellerinnen: Panther-Preisträgerin Soma Pysall, Jobel Mokonzi, Roxana Samadi und Jeanne Goursaud halten dieses eingeschworene Team auf dem Boden der Tatsachen und machen die vier Protagonistinnen nicht nur zu nachvollziehbaren Figuren, sondern zu echten Persönlichkeiten, denen man auch das eigene Schicksal anvertrauen würde, weil für sie eines ganz klar ist: Aufgeben ist nicht.
„Para – Wir sind King“ Staffel 2, Sechs Folgen, ab 17. April jeden Montag um 20.15 Uhr in Doppelfolgen auf Warner TV Serie und im Anschluss in den Mediatheken der Pay-TV-Anbieter und VoD-Portale.
Tender Hearts
Wenn das mit den Gefühlen doch nur so einfach wäre wie mit dem übrigen Leben, dann würden für Programmiererin Mila Algorithmen alles regeln. Während ihre Schwester Anja mit Schönheits-OPs nach dem perfekten Leben strebt und ihr bester Freund Toni von Affäre zu Affäre schwebt, trauert sie schon viel zu lange einer gescheiterten Beziehung hinterher. Trotz regelmäßiger Matches auf Dating-Apps kann sie sich nicht von ihren Bindungsängsten lösen.
Der Club der einsamen Herzen bekommt in der SciFi-Comedyserie „Tender Hearts“ nun ein Gegenmittel: Die titelgebende Firma wirbt mit Abos für sogenannte Lovedroids, also Roboter in Menschenform, die minutiös auf ihre Kund:innen programmiert werden und beziehungstechnisch keine Wünsche offen lassen. Regisseurin Pola Beck hinterfragt gewitzt traditionelle Beziehungsmodelle und Lebenskonzepte in Zeiten von sich überschlagenden technischen wie gesellschaftlichen Entwicklungen. Milas pragmatische Entscheidung stößt in ihrem Umfeld auf Stirnrunzeln und Schulterzucken, während Bos Algorithmus beginnt, sich selbst zu evaluieren – nach Filmen wie „Her“ von Spike Jonze und „Ich bin Dein Mensch“ von Maria Schrader kein ganz neues Konzept, doch Friederike Kempter als Mila und Madieu Ulbrich als Lovedroid Bo loten Möglichkeiten wie Fallstricke dieser Konstellation mehr als vergnüglich aus.
„Tender Hearts“, 8 Episoden, ab 6. April 2023, donnerstags um 20.15 Uhr, in Doppelfolgen auf Sky Atlantic sowie die komplette Staffel über Sky Q auf Abruf.
LOL: Last One Laughing, Staffel 4
Die Regeln sind so einfach wie unberechenbar: Wer zuletzt lacht, lacht am besten – und hat gewonnen. Das ist allerdings leichter gesagt als getan, wenn zehn der witzigsten Entertainer:innen Deutschlands gemeinsam in einen Raum festsitzen: Für die vierte Staffel „LOL: Last One Laughing“ fordert Cordula Stratmann ihre Mitstreiter:innen mit amputierter Oberlippe heraus, Elton als Tanzbär, Hazel Brugger als Scherz-Kakerlake und Kurt Krömer als distanzlose Nervensäge. Jan van Weyde, Joko Winterscheidt, Martina Hill, Max Giermann und Michael Mittermeier komplettieren die Truppe und Schauspieler Moritz Bleibtreu ist als einziger Nicht-Komiker dabei, macht aber zur Entgeisterung aller die langatmigsten Witze über Tiere im Wald zum dadaistischen Ereignis.
Big Brother und Übervater Michael „Bully“ Herbig sitzt wie immer kichernd im Kontrollzentrum, gibt Anweisungen und absolviert als sprechender Hamster Gastauftritte – ja, das ist so gaga wie es klingt, aber ein Mordsspaß. Apropos Gastauftritte: Neben Olaf Schubert als Fernsehkoch und Monty-Python-Gründungsmitglied John Cleese treten Anke Engelke und Bastian Pastewka als zankendes Schlager-Duo Jenny und Mel auf – mit Pferdegebiss und Föhnfrisur sind sie das neue Traum-Duo am deutschen Fernsehfirmament. Das muss man selbst gesehen und vor allem gehört haben. Zum Glück kontrolliert niemand, wer vor dem heimischen Bildschirm als erstes lacht.
„LOL: Last One Laughing“, Staffel 4, Sechs Folgen, Ab 6. April jeden Donnerstag in Doppelfolgen, auf Prime Video.
Der weiße Kobold
Das Format allein ist charmant und unkonventionell zugleich: Als Gegenstück zur Reihe „Landkrimi“ hat der ORF vor einigen Jahren die „Stadtkomödie“ erfunden und bringt in unregelmäßigen Abständen kurzweilige Storys aus Wien, Linz oder Salzburg auf die Mattscheibe. Der aktuelle Film „Der weiße Kobold“ ist nicht nur eine Koproduktion mit dem BR und deshalb auch im deutschen Fernsehen zu sehen, sondern auch Drehbuchautor und Regisseur Marvin Kren ist hierzulande kein Unbekannter: In der ersten Staffel „4 Blocks“ führte er Regie.
Seinen damaligen Mitstreiter Frederick Lau lässt er nun als gutmütigen LKW-Disponenten Freddy in eine turbulente Wiener Nacht stolpern. Als der nämlich merkt, dass sein Chef Zuko illegale Transporte unternimmt, will er den Machenschaften nachgehen und gerät mitten in die Drogenmafia und einen absurden Kunstraub. Mit Maya Unger, Simon Steinhorst und Thomas Mraz bis in die Nebenrollen sensationell besetzt. In einem zwar winzigen, jedoch nicht minder witzigen Gastauftritt ist Michael Thomas als Zuko zu sehen, der in „Braunschlag“ (2012) den Föhnfrisuren-Furry Leo spielte und kürzlich in Ulrich Seidls Tragikomödie „Rimini“ den abgehalfterten Schlagersänger Richie Bravo.
„Der weiße Kobold“, am Mittwoch, 26.4. um 20.15 Uhr und am Mittwoch, 27.04.23, 00:15 Uhr auf Das Erste.
Mainzer Mattscheibe: 60 Jahre „Das kleine Fernsehspiel“ im ZDF
Natürlich haben Regie-Stars wie Marvin Kren auch einmal klein angefangen – sein Spielfilmdebüt feierte der Österreicher bereits 2010 mit dem bemerkenswerten Zombie-Film „Rammbock“. Der lief damals in der Reihe „Das kleine Fernsehspiel“, mit der das ZDF junge Talente fördert und diesen eine Plattform bietet. Bereits drei Tage nach Start des Senders am 1. April 1963 flimmerte das erste Fernsehspiel aus Mainz über die deutschen Mattscheiben.
Damit ist es eine der ersten Nachwuchsförderungen und war mittlerweile für eine Vielzahl von Filmemacher:innen das Sprungbrett in eine erfolgreiche Karriere: Rosa von Praunheim zeigte hier seinen zweiten Film „Die Bettwurst“ (1971), Praunheim selbst sollte später Mentor vieler weiterer Talente werden – etwa von Panther-Preisträgerin Julia von Heinz, Axel Ranisch oder „Lola rennt“-Regisseur Tom Tykwer. Weitere Highlights waren Jim Jarmuschs Indie-Komödie „Stranger than Paradise“ (1984), die den amerikanischen Indie-Film wie wenige andere prägen sollte sowie Nora Fingscheidts „Systemsprenger“ (2019).
Das ZDF zeigt eine Auswahl aus 60 Jahren „Das kleine Fernsehspiel“ – darunter „Die Bettwurst“ (1971) von Rosa von Praunheim, „Alki Alki“ (2015) von Axel Ranisch und „Die tödliche Maria“ (1993) von Tom Tykwer.