„Die Wespe“ trifft ins Schwarze

Als abgehalfterter Dartprofi auf dem Weg zum Comeback erlebt Florian Lukas in der Sky-Serie „Die Wespe“ diverse Bruchlandungen.

In der sechsteiligen Sky-Serie brilliert Florian Lukas als abgehalfterter Dart-Profi Eddie „Die Wespe“ Frotzke und verleiht dem Kneipen-Image des britischen Präzisionssports mit Berliner Schnauze und viel Humor herzlichen Underdog-Charme. „Volltreffer“ befand die Blauer-Panther-Jury.

Sport-Serien? Klar, kennen wir: Ein (männlicher) Held muss sich nach einem tragischen Erlebnis – Unfall, Kindheitstrauma, Drogenrausch, Liebes-Aus – wieder sein Sieger-Mindset antrainieren. Einen Erzrivalen gibt es natürlich auch. Und eigentlich geht es immer um irgendwelche Ballspiele oder Martial-Arts-Varianten. Um Darts geht es eher nicht. Oder besser ging. Die sechsteilige Sky-Serie „Die Wespe“nimmt den britischen Präzisionssport, hierzulande eher Kneipenbetätigung mit hohem Zielwasserbedarf, als Vorlage für einen Mix aus Comedy, Underdog-Story und viel Berliner Lokalkolorit. „Volltreffer“ befand die Blauer-Panther-Jury und nominierte Hauptdarsteller Florian Lukas für einen Blauen Panther. 

Vom Schrebergarten-Purgatorium in den Darts-Olymp: Florian Lukas schrammt als Eddie Frotzke haarscharf an beidem knapp vorbei.

Als ehemaliger Dartprofi Eddie „Die Wespe“ Frotzke (Deutscher Meister 1997 und 1999!) hat er schon bessere Zeiten gesehen – im wahrsten Sinne des Wortes. Die Augen werden trüber, der Körper schlaffer, das Glück im Spiel hat ihn schon lange verlassen, wie Ziehsohn und Konkurrent Kevin (Leonard Scheicher) ihn schmerzlich spüren lässt. In der Liebe läuft es auch nicht mehr rund: Gattin Manu (Lisa Wagner) hat die Nase voll von Eddies bierseligem Selbstmitleid und schwirrt nach einem Eklat, der Eddie lebenslanges Spielverbot einbringt, entnervt ab. Die Wespe muss in der Gartenlaube von Kumpel Nobbe (Ulrich Noethen) notlanden. Da sitzen die beiden einstigen Champs, qualmen die Bude voll, trinken sich ihr Elend schön und schmieden verwegene Pläne für ihre glorreiche Zukunft. Denn Eddie will es aus dem Schrebergarten-Purgatorium wieder in den Darts-Olymp schaffen, Sperre hin oder her.

„Die Wespe“ ist eine tragikomische Loser-Ballade im Retro-Look, in der pilsbetankte Trainingsanzug-Prolos mit fragwürdigen Frisuren und ebensolchen gesellschaftspolitischen Ansichten sich dem Hier und Jetzt verweigern. Der Berliner Drehbuchautor Jan Berger („Ich war noch niemals in New York“) erschuf eine Welt aus verrauchten Eckkneipen und 70s-Kitsch, 80s-Schnauzern und 90s-Jogginghosen, in der teiggesichtige Goldkettchen- Machos und Tresen-Philosophen Punkte und Promille zählen. Dabei gelang Berger das Kunststück, seinem aus der Zeit gefallenen Protagonisten liebenswerten Underdog-Charme auf den alkoholmarinierten Leib zu schneidern und „Die Wespe“ mit reichlich Skurrilität zu spicken. Zu der Story ließ sich Berger vom Schicksal des Dartspielers Jamie „Jabba“ Caven inspirieren. Der Engländer ist aufgrund eines Bienenstichs auf dem rechten Auge blind.

Vor der Kamera und am Dartboard: Florian Lukas ist die Spielfreude anzusehen

Bundesliga-Spieler Benny „The Sniper“ Sensenschmidt  von den Vikings Berlin leistete in seinen Training-Sessions ganze Arbeit. Die (Darts-)Spielfreude ist dem Cast anzusehen, allen voran Florian Lukas, der laut Jury des Blauen Panthers mit seinem „präzisen Timing einmal mehr sein komödiantisches Talent beweist“. Lukas kostet seine Figur auf allen Ebenen aus – nicht nur legte er für die Darstellung des liebenswerten Verlierers einige Kilos zu, sondern trainierte eine eigene Wurftechnik für einäugige Dartspieler.

Und weil sich Eddie „Die Wespe“ mit seiner Berliner Schnauze in die Herzen vieler Serienfans geprollt hat, laufen laut Produktionsfirma Gaumont bereits die Dreharbeiten zur zweiten Staffel. Wegen seines lebenslangen Spielverbots muss sich Eddie diesmal in der Welt illegaler Underground-Turniere behaupten. Wird sicher wieder ein Volltreffer. Darauf ein Herrengedeck!