Porträt: Dunja Hayali
Dunja Hayali kämpft mit Herz und Verstand
Journalistin, Moderatorin, Preisträgerin – Dunja Hayali sagt, was sie denkt. Dafür lieben sie die Zuschauer:innen. Doch sie muss auch Kritik einstecken für ihr Bekenntnis zur Demokratie.
Anfangs war ihre toughe Erscheinung für so manch antiquierte:n TV-Zuschauer:in zu viel. Aber Dunja Hayali hat sich aus eigener Kraft erarbeitet, wo sie heute steht. Sie liefert beispielhafte Qualität im Journalismus und hat eine klare Meinung, die sie öffentlich vertritt – auch wenn sie nicht jedem gefällt.
Dunja Hayali gibt dem ZDF ein Gesicht. Seit 2007 ist die heute 49-Jährige als Moderatorin im „ZDF-Morgenmagazin“ im Einsatz und ergänzt seit Ende Februar 2023 das „heute journal“. Dabei begann ihre Karriere nach dem Studium für Medien und Kommunikation an der Sporthochschule in Köln bei lokalen Radiosendern, ehe die Journalistin zum Fernsehen wechselte. Ihre Liebe zum Sport konnte Dunja Hayali vor laufender Kamera in 41 Ausgaben des TV-Formats „das aktuelle sportstudio“ von August 2018 bis Mai 2023 ausleben. „Es fällt mir nicht leicht, denn ich habe Sendung wie Crew in den letzten fünf Jahren wirklich in mein (Sport-)Herz geschlossen…“, schrieb Dunja Hayali zum Abschied in den sozialen Medien. „Aber drei Sendungen sind – aus unterschiedlichen Gründen – eine zu viel, jedenfalls für mich“, lautete die Begründung. Verständlich. Und: menschlich! So kannte man Dunja Hayali bereits aus ihrer gleichnamigen Talksendung, die bis 2020 im ZDF-Programm lief.
Feste Größe in der Nachrichtenwelt
Im Format „dunja hayali“ zeigte die meinungsstarke Anchorwoman was passiert, wenn man vom Beobachtenden zur betroffenen Person wird. Informativ, emotional und kontrovers. Zwar wurde das Reportagemagazin eingestellt, doch das Engagement und der Kampf für die Gerechtigkeit ging für Dunja Hayali weiter. Ihre Eltern stammen aus dem Irak. Sie hat die deutsche Staatsbürgerschaft, spricht arabisch. Sie kennt Diskriminierung, Ausgrenzung und ja, sogar Hass. Doch wo viele wegschauen, schaut die inzwischen mehrfach für ihre Arbeit und ihr Engagement ausgezeichnete Moderatorin hin. Mehr noch: Sie nutzt ihre öffentliche Präsenz, um auf Missstände aufmerksam zu machen. Sie plädiert für einen gesellschaftlich übergreifenden, offenen Dialog zwischen den politischen Lagern. Sie bezieht Stellung gegen jede Form von Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus.
Lebensthema: Bekenntnis zur Demokratie
„Wo sind die Brückenbauer:innen, die Mutmacher, die Streitbaren im besten Sinne?“, fragte Dunja Hayali erst vor wenigen Wochen ihre 267.000 Follower:innen bei Instagram. Es ging um die massiven Anfeindungen, die ihr Kollege und „Tagesschau“-Sprecher Constantin Schreiber zu dessen Islam-Äußerungen ertragen musste und die daraus entstandene öffentliche Debatte über Meinungsfreiheit und Cancel Culture. Dunja Hayali sieht „nur noch Feindbilder – auf allen Seiten, die zu nix führen, außer Zerstörung“. Diese würde sowohl die politische Kultur als auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt betreffen. Damit setzt sich die 49-Jährige einmal mehr für Freiheit und Demokratie ein. Obwohl sie selbst immer wieder Zielscheibe von harter Kritik, homophober Beleidigungen und Bedrohungen war. Sei es wegen der Flüchtlingsdebatte, gegen Rechtsextremismus oder aufgrund der Herkunft ihrer irakischen Eltern. Dabei leistet die gebürtige Nordrhein-Westfälin eben genau mit ihrer Meinung zu heiß diskutierten Themen eine unglaublich wichtige und zukunftsorientierte Arbeit.
Standing Ovations gegen Rassismus
Dunja Hayali trägt ihr Herz in Sachen Demokratie auf der Zunge. Für ihr ehrenamtliches Engagement erhielt sie 2018 unter anderem das Verdienstkreuz am Bande von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Im gleichen Jahr ist ihre Autobiografie „Haymatland“ erschienen. Und auch mit TV-Auszeichnungen wurde Dunja Hayali geehrt. Bereits 2016 bekam sie die „Goldene Kamera“ in der Kategorie „Beste Information“ für ihre furchtlosen Interviews mit PEGIDA-Anhängern und sorgte mit ihrer Dankesrede für einen ehrlichen TV-Moment. Darin thematisierte sie Fremdenhass, die sogenannte Lügenpresse und den alltäglichen Rassismus – und berührte Kolleg:innen und Zuschauer:innen gleichermaßen. Für ein weltoffenes Deutschland setzt sich Dunja Hayali aktiv im Verein „Gesicht zeigen“ ein und unterstützt die DFL Stiftung. Aber auch für den Verein „VITA-Assistenzhunde“ hat sie die Schirmherrschaft übernommen. Kein Wunder, schließlich ist ihre Golden Retriever Hündin Wilma fast immer an ihrer Seite.
Dunja Hayali – Auf den Hund gekommen
Oft hatte Dunja Hayali ihre innige Beziehung zu Hündin Emma thematisiert, zeigte sich mit der Fellnase auf den Roten Teppichen und sogar in der MDR-Talkshow „Riverboat“. Mit ihrem Buch „Is’ was, dog? Mein Leben mit Hund und Haaren“ veröffentlichte sie schließlich ihren Alltag mit dem Golden Retriever. „Pass auf dich auf Emmchen! Du bleibst für mich unsterblich… *RIP*“, teilte sie 2018 in einem Post ihre Trauer über Emma. Sie wurde stolze 14 Jahre und war seit dem Welpenalter an der Seite der Moderatorin. Übrigens nicht der einzige Einblick in die Privatsphäre von Dunja Hayali: Sie plauderte im Gespräch mit Judith Rakers bei der TV-Talkshow „3nach9“ aus dem Nähkästchen. Wie jeder Stadtmensch habe sie auch das Problem mit der Parkplatzsuche. „Das Blöde ist nur: Ich suche mein Auto gerne am nächsten Morgen, weil ich wieder vergessen habe, wo ich es abgestellt habe.“ Authentisch und nahbar zeigt sie sich zudem auf ihren Social Media-Kanälen. So lässt sie ihre Follower:innen an ihren Freizeitaktivitäten wie Joggen, Stand–Up–Paddling und Motorrad fahren teilhaben oder nimmt sie mit in die Elbphilharmonie, auf die Kuhweide oder ins Fußballstadion. Zudem geht sie gerne auf Reisen. Seit 2019 begleitet Hündin Wilma die Journalistin auf Schritt und Tritt. „Sie ist ein treuer Freund, ein Wegbegleiter, ein Zuhörer, ein Gedankenleser, ein Wesen, das mich erdet“.