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TV & Streaming Tipps im August 2025: In einem Kinderzimmer befinden sich vier Jungs im Teenager-Alter. Im Vordergrund sitzt einer am Schreibtisch an einer Tastatur, der zweite Lehnt über dem Schreibtisch und sieht in dieselbe Richtung wie der erste - vermutlich blicken beide in einen Computerbildschirm. Im Hintergrund sitzen zwei weitere Jungen - einer ist mit Paketklebeband gefesselt auf einem Stuhl, der zweite sitzt auf einer Couch - auch sie blicken beide Richtung Bildschirm.

TV & Streaming Tipps im August 2025

TV & Streaming Tipps im August 2025

Männer im Wandel

Diesmal drehen sich unsere TV & Streaming Tipps im August primär um das Trendthema „neue Männlichkeit“. Sie zeigen Männerfiguren auf der Kippe zwischen Sinnsuche und Macho-Melancholie. Mal kunst-, mal humorvoll, mal hart an der Grenze, aber immer unterhaltsam. Ein Hoch auf die Vielfalt – und auf all die neuen Blickwinkel, die Serien und Filme eröffnen!

 
TV & Streaming Tipps im August 2025: In einem Kinderzimmer befinden sich vier Jungs im Teenager-Alter. Im Vordergrund sitzt einer am Schreibtisch an einer Tastatur, der zweite Lehnt über dem Schreibtisch und sieht in dieselbe Richtung wie der erste - vermutlich blicken beide in einen Computerbildschirm. Im Hintergrund sitzen zwei weitere Jungen - einer ist mit Paketklebeband gefesselt auf einem Stuhl, der zweite sitzt auf einer Couch - auch sie blicken beide Richtung Bildschirm.
„Chabos" (c) ZDF / Nikolaus Schreiber
 

Sex, Sinnkrisen und (illegale) Videos: Chabos

Pech für Peppi (Johannes Kienast, jung: Nico Marischka): Als der Millennial erfährt, dass er nicht zum Klassentreffen eingeladen worden ist, beginnt sein Weltbild zu zerbröseln. „Das muss ein Fehler sein“, ist er sich sicher. War doch so eine geile Zeit damals im WM-Sommer 2006 mit seinen besten Freunden PD (David Schüttler, jung: Jonathan Kriener), Alba (Loran Alhasan) und Gollum (Max Mauff, jung: Arsseni Bultmann). Oder doch nicht? Auf der Suche nach Antworten fährt der 36‑Jährige gen Ruhrgebiet und zurück in die Vergangenheit mit seiner Duisburger Clique Chabos. 

Gelfrisuren und selbstgebrannte CDs, Klapphandys und Klingeltöne, Lan-Partys und das Fußball-Sommermärchen: „Chabos“ klingt nach Klamauk-Sause mit Retro- und Ruhrpott‑Charme, obendrauf ein paar Adoleszenzflausen. Doch gefühlsduselig werden hier allenfalls diejenigen, die sich zu Beginn der Nullerjahre ebenfalls durch ihre Pubertät wurschteln mussten. Auf zwei Zeitebenen zeigt die Dramödie die Gründe für Peppis Außenseiterrolle – bei Missbrauch und (Alltags-)Sexismus ist schnell Schluss mit lustig. 

„Mit ‚Chabos’ wollten wir die gesellschaftlichen und popkulturellen Phänomene der 2000er hinterfragen. Nostalgie muss wehtun – aber sie soll auch Spaß machen“, sagte das Autorenteam Arkadij Khaet und Mickey Paatzsch, das auch die Regie übernahm, dem Branchenportal THE SPOT. Ihr Generationenporträt über Freundschaft, toxische Männlichkeit und einer Jugend im Ruhrgebiet beschreiben sie treffend mit „MTV-schnell, clippig, retro und verspielt“. Extra-Punkte gibt’s für den Soundtrack und die Gastauftritte von unter anderem Domian, Jeanette Biedermann, Xatar, Sabrina Setlur und Menderes.

Geek Fact: Der Achtteiler „Chabos“ basiert auf dem britischen BBC-Serienhit „Ladhood“ (2019–2022) mit Comedian Liam Williams. (1)

Schon gewusst? „Chabos“ wurde während der Premiere beim diesjährigen SERIENCAMP FESTIVAL Köln als eines der stärksten deutschen Formate des Jahres gefeiert. Ebenfalls dabei: die Serien „Club der Dinosaurier“ und „Softies“ (siehe TV & Streaming Tipps im Juni 2025), die sich ebenfalls mit dem Thema „Männlichkeit“ befassen. (1)

Chabos, 1. Staffel, 8 Folgen, ab 22. August ZDF-Mediathek, seit 24. August im TV auf ZDFNeo.

Boxenstopp bei Familie Kaya: Sons of Neukölln

 
TV & Streaming Tipps im August 2025: Vier Personen stehen etwas rechts im Zentrum des Bildes, alle lächeln in die Kamera. Zwei Männer mittleren Alters in schwarzen Hemd und hellbrauner Hose, eine ältere Frau in schwarzem Etuikleid und weißem Blazer die in einem eleganten Sessel sitzt und ein älterer Mann, blau gekleidet, der ein Huhn in seinen Händen hält. IM Hintergrund ist ein großes Haus sowie ein Pool zu sehen.
„Sons of Neukölln" (c) ZDF / André Kowalski
 

Gute Nachrichten für alle, denen Klischee-TV über Menschen mit Migrationshintergrund zwischen Clankriminalität, Shisha-Bars, Döner-Buden und Barber-Shops auf die Nerven geht: „Sons of Neukölln“ punktet als unterhaltsame TV-Auszeit, die ohne Negativ-Schlagworte wie „Parallelgesellschaft“ oder „Integrationsproblem“ auskommt. Die vierteilige Dokuserie begleitet die türkischstämmige Familie Kaya durch ihren wechselvollen Arbeits- und Familienalltag. In zweiter Generation haben sich Engin und Serkan Kaya eine erfolgreiche KFZ-Gutachter- und TÜV-Firma im Berliner Stadtteil Neukölln aufgebaut. Gemeinsam mit Vater Sait und Mutter Vasfiye wohnen die Brüder in einem Einfamilienhaus im Ortsteil Rudow – samt Pool und glücklichen Hühnern.

Die vier 25-Minüter der Autorinnen Linda Jeschonneck und Anna Mohme widmen sich den typischen Problemen einer Unternehmerfamilie und deren unablässigen Balanceakt zwischen Tradition und Moderne. Das Resultat: ungefilterte Alltagseinblicke in das Leben einer hart arbeitenden, krisenerprobten, aber auch verletzlichen Familie. Es geht um Fachkräftemangel und Social‑Media‑Headhunting, Wochenendarbeit und Expansionspläne, fröhliche Feste, tragische Schicksalsschläge und allerlei Zwischenmenschliches. Obendrauf gibt es einen kräftigen Schubs Pathos.

Kurz: kein Sensationsgewitter, sondern das wahre Leben. 

Schon gewusst? Autorin Linda Jeschonneck wirkte als Regisseurin und (Co-)Editorin an der RTL+‑Doku-Serie „Prison Tapes“ (2022) und der ARD-Dokureihe „Techno House Deutschland“ (2022) mit. Redakteurin Anna Mohme war Teil des studentischen Filmteams an der FH Kiel, das mit dem Kurzfilm „Das Glück mit den Fischen“ 2022 mehrere Festivalpreise gewann. (2)

Sons of Neukölln, 1. Staffel, 4 Episoden, seit  25. Juli in der ZDF Mediathek, seit 14. August im ZDF.

Engel und Ohrwürmer: Wim Wenders zum 80. Geburtstag

 
TV & Streaming Tipps im August 2025: Regisseur blickt direkt in die Kamera. Er lehnt mit ausgestreckten Armen und seinem Rücken an einem Geländer. Der Hintergrund ist hell, aber unscharf. Vermutlich steht er im oberen Stockwerk einer Bibliothek. Er selbst trägt dunkbelblaue Kleidung.
„Wim Wenders: Der ewig Suchende" Bild: ZDF / ARTE / Kumaran Herold
 

„Erzähler, Erneuerer, Visionär“ – so betitelt der Kulturkanal ARTE die filmische Geburtstagsparty, die er dem vielfach preisgekrönten Filmemacher Wim Wenders zum 80ten Wiegenfest schmeißt. Highlight: das Künstlerporträt „Wim Wenders: Der ewig Suchende“, in dem der Maestro aus dem Nähkästchen plaudert, auf persönliche und berufliche Schlüsselmomente zurückblickt. In charmanten Anekdoten würdigen prominente Weggefährt:innen wie Nick Cave, Sebastião Salgado, Juliette Binoche und Thierry Frémaux den leidenschaftlichen Rennradfahrer.

Die Dokumentation ist ein Fest für Kinobegeisterte: Der Autorenfilmer, einer der wichtigsten Vertreter des „Neuen Deutschen Films“, gibt Einblicke in sein filmisches Denken und zeigt auf, was seine Werke und seine Passionen verbindet. Derer gibt es reichlich. So schwärmt der gebürtige Düsseldorfer, der im Lauf seiner Karriere so ziemlich jeden Filmpreis gewonnen hat, beispielsweise für Reisen, skurrile Filmautos, Fotografie, Tanz und natürlich Musik. 1990 setzte er in seinem Welterfolg „Buena Vista Social Club“ Menschen rund um den Globus Ohrwürmer wie „Chan Chan“ und „Candela“ in die Gehörgänge. 

An Ruhestand denkt der Regisseur übrigens nicht. Zur Zeit ist er als Förderer und Kurator für sein „Wim Wenders Stipendium“ unterwegs, präsentiert sein Schaffen obendrauf in Retrospektiven und Ausstellungen (siehe Extra-Tipp).

Schon gewusst? Der Musikfilm „Buena Vista Social Club“ entstand spontan. Wim Wenders begleitete den US-Gitarristen und Produzenten Ry Cooder ursprünglich nur privat nach Havanna, um für ihn Aufnahmen mit vergessenen kubanischen Musikern zu dokumentieren. Bis heute ist der preisgekrönte Dokumentarfilm ein popkulturelles Phänomen. Der Soundtrack gewann 2000 einen Grammy für „Best Traditional Tropical Latin Album“ und verhalf Musikern wie Ibrahim Ferrer, Compay Segundo oder Rubén González – seinerzeit zwischen 70 und 90 Jahre alt – zu spätem Ruhm.

Extra-Tipp für alle, die… den Meister des europäischen Kinos feiern wollen: Die Bundeskunsthalle in Bonn widmet dem Filmemacher die immersive Ausstellung. „W.I.M. Die Kunst des Sehens“ (bis 11. Januar 2026). (3)

Wim Wenders: Der ewig Suchende, Dokumentation, seit 1. August auf arte.tv, seit 11. August linear

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TV & Streaming Tipps im August 2025: Quellennachweise der Zusatzinformationen

(1) „Chabos“: https://www.bbc.co.uk/programmes/p07t80ht

(2) „Sons of Neukölln“: https://lindajeschonneck.com/

(3) „Wim Wenders: Der ewig Suchende“: https://www.bundeskunsthalle.de/wim

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