Alles andere als piefig

Die Discounter-Crew setzt zu einem neuen Streich an, Margarethe von Trotta ist nicht nur zum Weltfrauentag eine Wucht und das Oscar-Fieber hat auch die Panther-Redaktion ergriffen: die TV & Streaming Tipps für den März.

Intimate

Die Öffentlich-Rechtlichen seien out, behauptet ein ehemaliger Schulkamerad der Schauspieler Bruno und Emil. Nur bei den Streamern hole sie jeden Tag ein eigener Fahrer ab und keine Redakteur:innen laberten ihnen mehr beim Drehbuch rein. Das sei das einzige, was heutzutage zähle. So arrogant sie den Kollegen finden, das wollen sie natürlich auch und zücken gleich die Handys, um beim Aufnahmeleiter ihrer Krimiserie „SOKO Undercover“ Forderungen zu stellen.

„Intimate“ heißt die neueste Serie der Crew um Bruno Alexander, Emil Belton und Oskar Belton, die mit ihrem Überraschungshit „Die Discounter“ 2022 den Blauen Panther für die Beliebteste Serie erhielten. Dass sie mit ihrer in großen Teilen improvisierten Mockumentary keine Eintagsfliege produziert haben, beweisen die Hamburger spätestens jetzt: Gerade wegen all der skurrilen, ulkigen und oft peinlichen Momente, in die sich die Mittzwanziger hineinmanövrieren, ist „Intimate“ ein ehrlicher Blick in die Unsicherheiten und Überheblichkeiten, die sich beim Erwachsenwerden im Sekundentakt abwechseln, und hadert mit althergebrachten Konventionen – sowohl gesellschaftlich als auch filmisch. „Intimate“ ist gewohnt roh produziert und bringt so die Energie der improvisierten Dialoge ungefiltert auf den Bildschirm.

Irgendwo zwischen der Piefigkeit des Sonntagskrimi-Publikums und der Binge-Geschwindigkeit der gleichaltrigen Konkurrenz versuchen die Kumpel ihre eigene Linie zu finden und stolpern nebenher durch erste Beziehungskrisen, werden von einstigen Mobbing-Opfern heimgesucht, die mit einer Cancel-Kampagne drohen und versuchen doch irgendwie sie selbst zu sein, wer auch immer das sein mag.

Produziert hat das Ganze wieder Jerks-Mastermind Christian Ulmen, der hier ein Cameo als Fernsehkommissar hat und seine großväterliche Perspektive selbstironisch hochhält: „Als ich so jung war wie ihr, ist die Zeit schneller vergangen. Aber zehn Jahre, das ist heute ja nichts!“

Intimate. Acht Folgen, ab 24. März zwei Folgen pro Woche bei JoynPlus+.

Margarethe von Trotta – Zeit der Frauen

Anlässlich des Weltfrauentags am 8. März hat 3sat einen Themenschwerpunkt zusammengestellt, doch die hier versammelten Filme sind natürlich auch jenseits von Terminen mehr als relevant. Der Dokumentarfilm „Margarethe von Trotta – Zeit der Frauen“ von Cuini Amelio Ortiz und Peter Altmann zeichnet den Weg der Filmemacherin Margarethe von Trotta zu einer der wichtigsten Stimmen im deutschsprachigen Kino nach. Ihr Weg ist auch eine kleine Geschichte des Feminismus, denn ihre Filme zeigen Zeitgeschichte immer aus der Perspektive von Frauen: fiktiv in der Böll-Verfilmung „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ (1975), Gudrun Ensslin und ihre Schwester, Emma-Mitbegründerin Christiane, in „Die bleierne Zeit“ (1981), „Hannah Arendt“ (2012) oder zuletzt „Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste“ (2023).

Margarethe von Trotta – Zeit der Frauen. Bis 4. April 2023 in der 3sat-Mediathek.

Her Story – Staffel 2

Wer Lust auf weitere Geschichten von und über inspirierende Frauen hat, wird bei Sky und WOW TV fündig: Die erfolgreiche Dokumentar-Reihe „Her Story“ geht in die zweite Runde. In einstündigen Porträts erzählen diesmal Tänzerin Motsi Mabuse, Unternehmerin Judith Williams, Politikerin Katrin Göring-Eckardt sowie Tennisprofi Angelique Kerber aus ihrem Leben und ihren Karrieren. Da geht es nicht nur um Erfolge und Rückschläge, sondern vor allem darum, was sie bewegt, wofür sie stehen und wofür sie kämpfen. Angelique Kerber etwa blickt auf ihren größten Erfolg in Wimbledon zurück, verarbeitet vor der Kamera einen Rückschlag bei einem Turnier, das sie in Bad Homburg selbst mitorganisiert hat und denkt mit ihrem Freund, dem Nationaltorhüter, Manuel Neuer darüber nach, wie sie ihre Erfahrung und Stärken nach den aktiven Sportkarrieren sinnvoll nutzen können.

Her Story – Staffel 2. Vier Folgen auf Sky Documentary und WOW TV.

Im Westen nichts Neues

Allein die erste halbe Stunde ist ein regelrechter Rausch aus Bildern und Sound: Kaum ein Film hat Krieg als eine so unerbittliche Maschinerie dargestellt wie Edward Bergers Romanadaption „Im Westen nichts Neues“. Zwar nicht neu im Stream, aber angesichts des anhaltenden Kriegs in der Ukraine mehr als aktuell. Auch beim Panther haben wir während der Oscar-Nacht die Daumen gedrückt und freuen uns, dass der Film vier Trophäen mit nachhause nehmen konnte. Wer genau hingeschaut hat, sieht auch einen alten Bekannten wieder: Als Stanislaus Katczinsky ist Albrecht Schuch zu sehen, der in der 2022 mit dem Blauen Panther für das beste Drehbuch ausgezeichneten Serie „Funeral for a Dog“ den Journalisten Daniel Mandelkern spielte.

Im Westen nichts Neues. Auf Netflix.