Porträt: Peter Kurth
Knurrhahn mit Herz
Äußerlich hart, im Innern sensibel – das sind die Figuren, die der Ausnahmeschauspieler Peter Kurth verkörpert wie kein Zweiter.
Peter Kurth ist auf den Theaterbühnen des Landes genauso zuhause wie auf der Kinoleinwand und den heimischen Bildschirmen. Er ist ein großer Bühnenberserker, den die Kamera liebt. Sein Publikum überzeugt er durch die Verkörperung ehrlicher, authentischer Typen immer wieder aufs Neue.
Um ein Haar hätte es die große Schauspielkarriere von Peter Kurth nicht gegeben. Sie sei nämlich nur ein Zufall, so berichtet er es selbst gerne in Gesprächen. Nach seinem Abitur, das er mit einem Viererschnitt beendete, bewarb er sich aufs Geratewohl an Schauspielschulen, da ein solches Zeugnis wie seines keine großen Erfolgsaussichten in anderen Berufssparten versprach.
Genommen wurde er schließlich beim Schauspiel in Rostock, wo er sein Studium erfolgreich absolvierte – die Berufswahl aus Verlegenheit wurde zur Berufung. Ab dem Jahr 1981 stand er auf den Theaterbühnen der DDR, unter anderem in Magdeburg, Stendal und Leipzig. Schon früh hatte sich beim jungen Peter Kurth eine Faszination für das Universum des Schauspiels gezeigt: Die Sonntagnachmittage verbrachte der Bub gemeinsam mit seinen Eltern im Kino. „Den Geruch an den Saal habe ich heute noch in der Nase“, verrät Kurth in einem Interview.
Doch bevor es für den Schauspieler auf die großen Leinwände ging, verschlug es ihn in den 2000er-Jahren zunächst auf die ganz großen Bühnen des Landes. Von 2000 bis 2006 ins Ensemble des Hamburger Thalia Theater und 2006 ans Berliner Maxim-Gorki. Dem Intendanten Armin Petras folgte Kurth schließlich ans Staatstheater Stuttgart. Kurz darauf wurde der Darsteller vom Theatermagazin „Theater heute“ mit dem Preis zum Schauspieler des Jahres ausgezeichnet (2014).
Körpereinsatz und penible Rollenvorbereitung
Berühmt geworden ist Peter Kurth dann aber vor allem durch seine zahlreichen Rollen im TV und Kino, obwohl er vergleichsweise spät zum Film fand: Im Jahr 2000 debütierte er bei Jan Ruzicka im „Polizeiruf“. Von da an fliegen Peter Kurth auch in Film und Fernsehen die Rollen zu. Viele erinnern sich an seinen Auftritt in „Good Bye, Lenin“ im Jahr 2003. Es folgten weitere in Filmen von Regisseuren wie Andreas Dresen („Whisky mit Wodka“, 2009), Thomas Arslan und Tom Tykwer („Babylon Berlin“, ab 2017).
Oft gilt Kurth als authentischer Kleine-Leute-Darsteller, ein Begriff, den der Schauspieler jedoch konsequent ablehnt. Der Bühnenberserker scheut neben dem beherzten Körpereinsatz keine noch so penible Vorbereitung auf seine Rollen. Seine markanten Gesichtszüge haben einen Wiedererkennungswert wie sonst nur wenige in seiner Zunft. Das Fernseh- und Kinopublikum schätzt den in seinen Rollen allzu gerne als schlecht gelaunten Knurrhahn mit Herz auftretenden Kurth als Charakterschauspieler. Nicht zuletzt in seinen Rollen als „Tatort“-Kommissar Erik Seidel (2011-2015).
Der Blaumann sitzt wie angegossen
Sein muskelbepackter Auftritt im Drama „Herbert“ (2015), in dem er einen schwer erkrankten Boxer spielt, untermauert Peter Kurths Ruf als herausragender Charakterdarsteller. Als charmanter Raubauz grantelte er sich abermals 2018 durch Thomas Stubers „In den Gängen“ und brachte darin Franz Rogowski das Gabelstaplerfahren bei. Keinen Besseren als Peter Kurth könnte man sich in seiner Rolle als Leiter der Getränkeverwaltung eines Supermarktes vorstellen – der Blaumann sitzt wie angegossen!
Für die Darstellung eines Strafverteidigers in der Verfilmung von Ferdinand von Schirachs „Glauben“ ist Peter Kurth in diesem Jahr als bester Schauspieler für den Blauen Panther nominiert. Ähnlich schnörkellos wie seine raubeinigen Figuren reagierte Kurth auch auf das Drehbuch von Autor und Produzent Jan Ehlert: „Habs gelesen, wann drehen wir?“ Der Rechtsanwalt Schlesinger, den Kurth darin spielt, ist eine recht verlebte Existenz. So verwahrlost dessen Dasein scheint, so sehr treibt ihn jedoch das Verantwortungsgefühl für seine Mandanten an. Der Schauspieler Peter Kurth beweist in dieser Rolle einmal mehr sein unnachahmliches Gespür für die Darstellung widerspenstiger Charaktere mit rauer Fassade und einem hochsensiblen Innenleben.