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Ehrenpreis 2022: Markus Lanz

Im Dienst des Publikums

Markus Lanz erhält beim Blauen Panther 2022 den Ehrenpreis des Ministerpräsidenten

Markus Lanz erhält beim Blauen Panther 2022 den Ehrenpreis (c) ZDF / Juliane Werner

Spätestens seit der Corona-Pandemie ist Markus Lanz’ Talkrunde eine der einflussreichsten Bühnen in den deutschen Medien. Sein offensiver Interviewstil prägt die Debatten. Doch hinter der Marke steht vor allem eines: ehrliches Interesse.

Er hat die Geschichte eines, der sich immerzu durchgebissen hat. Sein Motto: „Dranbleiben.“Ob im Leben oder in seiner mittlerweile berühmt-berüchtigten Talkshow, Markus Lanz bringt an vier Abenden die Woche Gäste zusammenbringt, um mit mit ihnendie drängenden Themen unseres Landes zu besprechen. Trotz später Stunde geht es in seinem Hamburger Studio niemals gediegen zu. Der Platz neben Lanz ist ein besonders heißer Stuhl. Reserviert ist er zumeist für Politiker:innen, die sich auf vieles gefasst machen können, doch bestimmt auf keine entspannten 75 Minuten.

Für ihn steht der Erkenntnisgewinn seines Publikums im Vordergrund

Die großen deutschen Talkshows sind für Politiker:innen oft ein beliebtes Vehikel, um vorbereitete Botschaften in Form markiger Sätze zu platzieren. Das oft stakkatoartige Loswerden parteipolitischer Losungen wirkt auf das Publikum oft nur wie die Inszenierung eines Gesprächs. Ganz anders Markus Lanz’ Sendekonzept. Sein Interview-Stil erinnert vielmehr an den tough talk angelsächsischer Show-Vorbilder. Mit einfachen Floskeln lässt Markus Lanz sich nicht abspeisen, bestimmt auch nicht mit rhetorischen Tricks, auf die sich seine profilierten Gäste oft so vortrefflich verstehen. Fragen, nachfragen, härter nachfragen – so lautet im Zweifel sein Prinzip. Den ein oder anderen Gast hat man als Zuschauer:in sich dort, auf dem Sessel schon winden sehen, jede Nachfrage ein weiterer kleiner Anschlag auf das Nervenkostüm der oder des Interviewten.

Sich das anzugucken, ist nicht immer ein reines Vergnügen. Doch darum geht es nicht. Am Ende des Interviews steht für Lanz der Erkenntnisgewinn seiner Zuschauer:innen im Vordergrund. Das zeigt sich mitunter auch durch seine minutiöse Vorbereitung. Tiefer als andere seines Fachs ist er stets in der Materie. Man könnte meinen, Politiker:innen würden Besuche in seiner Sendung scheuen, nachdem sie einmal von Lanz mit Fragen in die Mangel seiner Fragen genommen. Doch weit gefehlt, es drängt viele dazu, immer wiederzukommen, auf diese mittlerweile wohl einflussreichste Medienbühne, die Deutschland zu bieten hat. Sie kommen gerne, denn Markus Lanz bedeutet auch immer eine Chance, im besonderen Tacheles-Ambiente der Show für politische Ideen zu werben – Widerspruch und Einwand garantiert.

Spätabendunterhaltung und Spitzenpersonal der Politik

Ganz so knallhart ging es nicht schon immer zu. Im Jahr 2008 startete Markus Lanz im Zweiten Deutschen Fernsehen seine Talkrunde, damals noch im Stil einer sanfteren Spätabendunterhaltung. Das Berliner Spitzenpersonal des Politikbetriebs gehörte noch nicht zur Stammbesetzung. Das änderte sich in den 2010er-Jahren. In ihnen schärft Markus Lanz das Profil seiner Sendung und seiner TV-Auftritte. Denkwürdig der Besuch der Linken-Politikerin Sarah Wagenknecht im Jahr 2014, die Lanz regelrecht ins Verhör nimmt. Nicht alle waren immer einverstanden mit dem hartnäckigen Fragenstil des Moderators.

Es gab außerdem auch Rückschläge in seiner Laufbahn. Als er ebenfalls im Jahr 2014 von Thomas Gottschalk das legendäre Showformat „Wetten, dass …?“ übernimmt, ist nach nur einer Handvoll Ausgaben Schluss. Unbeirrt setzt Markus Lanz aber seinen Kurs nach oben fort, versteht sich dabei immerzu als Reporter im Dienst des Publikums. Gerne ist er für Dokumentationen im Ausland unterwegs – im Handgepäck stets seine Fotokamera. Auch auf seinen Reportagereisen sind es die menschlichen Begegnungen, an denen Markus Lanz stets am meisten Gefallen findet.

Am Lagerfeuer der Nation

Im Jahr 2020, während der Corona-Pandemie, wird seine Sendung schließlich zum Lagerfeuer der Nation. Abend für Abend erklären Expert:innen vom Fach sowie auch Politiker:innen die Situation. Ob Karl Lauterbach ohne seine regelmäßigen Auftritte in Markus Lanz’ Sendung jemals Gesundheitsminister der Ampelkoalition geworden wäre? Es gibt namhafte Politikjournalist:innen, die das verneinen. Auch seit dem 24. Februar dieses Jahres, dem Beginn des Einmarschs russischer Truppen in die Ukraine, bietet Lanz’ Runde Möglichkeit zur Orientierung. Und das in immer unübersichtlich werdenden Zeiten.

Bei einem wie ihm könnte man meinen, er hält es nicht lange aus, ohne den Medienzirkus und das stetige Brummen des Gesellschaftsbetriebs. Doch ganz im Gegenteil, davon zeugen Markus Lanz‘ Reisen in entlegene Gegenden der Welt wie etwa nach Grönland. Kein Baum, kein Strauch, kein Vogel, nichts finde sich dort, in den gefrorenen Weiten. Und doch begegnet Markus Lanz auch dort Menschen, an den besiedelten Küsten, in einem existenziellen Ambiente, das nicht weiter weg sein könnte von der Aufgeregtheit unserer Mediengesellschaft. Diese Nachdenklichkeit ist auch ein Kennzeichen seines Podcasts, den der Moderator seit dem Jahr 2021 gemeinsam mit dem Philosophen Richard David Precht bestreitet. In dem wöchentlichen Gedankenaustausch geht es wie auch in Markus Lanz’ Talkshow Folge für Folge kontrovers her.