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Blauer Panther

  /  2022   /  Porträt: Lisa Maria Potthoff

Porträt: Lisa Maria Potthoff

Eine Frau mit Schlag

Die Schauspielerin Lisa Maria Potthoff überzeugt in ihren Rollen mit Wortwitz und Durchsetzungsfähigkeit

Lisa Maria Potthoff als Journalistin Maren Gehrke in „Gefährliche Wahrheit“ (c) ZDF Christiane Pausch

Lisa Maria Potthoff ist eine der meistbeschäftigten Schauspielerinnen Deutschlands. Ob mit Wimpernklimpern oder Karate-Kick, die 44-Jährige begeistert mit treffsicherem Genre-Rundumschlag – wandelbar, mitreißend, dabei immer authentisch. Die Blauer-Panther-Jury bedachte sie deshalb mit einer Nominierung für gleich zwei Leistungen: ihre Rollen in „Gefährliche Wahrheit“ und in „Herzogpark“.

Männer wollen von Lisa Maria Potthoff immer mal wieder wissen, ob die Schauspielerin sie nach all ihrem Kickboxtraining für die Thrillerreihe „Sarah Kohr“ aus den Puschen hauen könne. Eine unnütze Frage, die Berlinerin ist mit oder ohne Kampfsport in jeder Hinsicht umwerfend. Der Blaue Panther bedachte sie deshalb in diesem Jahr mit einer Nominierung als beste Schauspielerin für gleich zwei Leistungen: Ihre Rollen in  „Gefährliche Wahrheit“ und in „Herzogpark“. Gegensätzlicher geht es kaum. „Mit der Verkörperung dieser beiden sehr unterschiedlichen Rollen beweist Lisa Maria Potthoff ihre beeindruckende Wandlungsfähigkeit, ihre enorme Bandbreite und ihr herausragendes schauspielerisches Können“, so die Jury. 

In der Gesellschaftssatire „Herzogpark“ karikiert Potthoff das Klischee einer Karrierefrau, im TV-Thriller „Gefährliche Wahrheit“ deckt sie als Journalistin bei einer Tageszeitung eine Verschwörung auf. Die Jury lobte ihr „ruhiges und nachdenkliches Spiel“, das ihrer Figur „eine große Tiefe und Dringlichkeit“ verleihe. Der stetige Genrewechsel ist genau nach Potthoffs Geschmack: „Ich freue mich, dass ich so unterschiedlich eingesetzt werde“, betont sie in Interviews regelmäßig. „Das ist das Schöne an meinem Beruf, dass man die menschliche Psyche auf so unterschiedliche Art und Weise in verschiedenen Genres ausloten kann.“ Es komme dabei darauf an, neben den Stärken auch immer die Schwächen ihrer Frauenfiguren zu zeigen. „Ich finde es wichtig, dass wir komplexe Persönlichkeiten sein und diese als Schauspielerinnen auch spielen dürfen.“

Lisa Maria Potthoff muss in „Gefährliche Wahrheit“ als Journalistin Kante zeigen (c) ZDF Christiane Pausch

Gegensätze ziehen sie an

Die gebürtige Berlinerin, Jahrgang 1978, wuchs in der Nähe der bayerischen Landeshauptstadt auf und absolvierte bis 1999 ihre Ausbildung am Schauspiel München. Nebenher startete sie im deutschen Fernsehen mit Serienrollen unter anderem im „Polizeiruf 110“ und bei „Marienhof“ durch. Entdeckt wurde sie mit gerade einmal 14 Jahren, ihre TV-Premiere feierte sie als Komparsin in einer „Derrick“-Folge. Heute zählt Lisa Maria Potthoff zu den meistbeschäftigten Schauspielerinnen Deutschlands. Ob mit neckischem Wimpernklimpern oder Karate-Kick, die 44-Jährige begeistert mit einem treffsicheren Genre-Rundumschlag – wandelbar, mitreißend, dabei immer authentisch.

Ihre komische Seite lebt sie vor allem in Kinokomödien von „Soloalbum“ (2003) bis „Es ist zu deinem Besten“ (2020) aus. Seit 2013 ist sie regelmäßig als kecke Sekretärin Susi in der Eberhofer-Heimatkrimireihe zu sehen, zuletzt in „Guglhupfgeschwader“ (2022). In Potthoffs TV-Engagements stehen hingegen meist Intrigen, illegale Machenschaften und Hochspannung im Mittelpunkt, egal ob im „Tatort“, den „Usedom-Krimis“ oder als Kommissarin Maria Klee in der „Jan-Fabel“-Reihe, ob in „Bier Royal“ oder „Skylines“. Als Sarah Kohr ermittelt sie seit 2014 im ZDF. Lob der Jury: „Lisa Maria Potthoff kann eine beeindruckende Filmografie aufweisen und überzeugt mit ihrer Spielfreude und Wandlungsfähigkeit.“

Als Hannah Arndt kämpft Lisa Maria Potthoff (links) mit Antje Traue und Felicitas Woll in „Herzogpark“ gegen Immobilienhaie. (c) RTL+

Beruflich langt sie gerne mal zu

Die toughen Ermittlerinnen-Rollen hat sich die 44-Jährige hart erkämpft: Seit ihrem Einsatz in „Carneval“ (Jan-Fabel-Reihe) dreht sie einen Großteil der Action- und Kampfszenen ohne Stunt-Double, trainiert dafür einen Mix aus Krav Maga, Kickboxen und CrossFit. Für sie sei eine Kampfszene wie ein Tanz, beschrieb die Berlinerin in einem Interview einmal ihr Faible für Nahkämpfe und Verfolgungsjagden. „Man trainiert die Choreografie, und vor Ort gibt man gemeinsam Gas.“ Blessuren ignoriert sie dabei weitestgehend: „Ich wurde gestählt dadurch, dass ich Arztkind bin, ein hartes Schicksal“, sagte sie augenzwinkernd in der „Harald Schmidt Show“. Mit Wehleidigkeit könne sie deshalb wenig anfangen.

Apropos Schmerzresilienz, ihre zweite Tochter erblickte mehr als filmreif das Licht der Welt: Weil es Potthoff nicht rechtzeitig ins Krankenhaus schaffte, gebar sie die Kleine in ihrem Auto am Straßenrand. Es assistierten ihr Mann, ein Sanitäter, eine Rentnerin und eine Joggerin. Klingt dramatisch, doch die Schauspielerin nimmt die ungewöhnliche Geburt der heute Siebenjährigen mit Humor: „Ich finde die Geschichte immer noch irrsinnig komisch.“ Warum auch alles zu Ernst nehmen? In Interviews und auf Instagram zeigt sie Witz und Schlagfertigkeit.

Mit Ehemann Thorsten Berg, einem TV-Produzenten, und ihren beiden Töchtern lebt sie in Berlin und schätzt ansonsten privat „das Unaufgeregte“: Lesen, Reisen, Musizieren. Dass sie singen kann, bewies Lisa Maria Potthoff mitten in der Corona-Krise bei „Inas Nacht“. Da saß sie vor dem Hamburger Schellfischposten und interpretierte Oh My Sweet Carolina“ – ungekünstelt, intensiv, vom Herzen kommend.